Streetwork als Brücke für junge Menschen
14.01.2015
Von: Sven Mohr
Seit Anfang 2011 arbeitet Lars Winter als Streetworker in der Jugendabteilung der Kreisstadt Saarlouis. In einem Interview berichtet er über Schwerpunkte und Ziele, sowie über geänderte Voraussetzungen der Jugendarbeit vor Ort.
Erklären sie uns bitte kurz, was unter dem Begriff "Streetwork" zu verstehen ist und für wen das Angebot gilt.
Es ist ein lebensweltorientiertes Angebot im Rahmen der städtischen Jugendsozialarbeit bei dem es um den Kontaktaufbau und –pflege geht. Es richtet sich an junge Menschen die sich im öffentlichen Raum aufhalten. Das Alter der Zielgruppen liegt zwischen 14 und 27 Jahren.
Würden sie ihre Tätigkeiten als präventiv bezeichnen?
Im Streetwork treten wir mit jungen Menschen direkt in Kontakt. Diese Nähe ermöglicht uns Problemlagen frühzeitig zu erkennen und entsprechend mit Maßnahmen oder Aktionen entgegenzuwirken.
Nennen Sie uns einige Merkmale, die das Angebot "Steetwork" für die Gesellschaft "unvermeidlich" machen.
Es gibt dort einige wichtige Punkte welche ich erwähnen möchte. Unter anderem werden Jugendliche oft in einem schlechten Licht dargestellt. Sobald eine kleine Gruppe Jugendlicher auftaucht, wird direkt mit Problemen gerechnet. Es wird von vielen in Verbindung gebracht mit Lärm, Verschmutzung, Alkohol oder auch Gewalt. Mit unserer Arbeit leisten wir Vermittlungsarbeit zwischen Jugendgruppen und denjenigen, welche sich bedroht fühlen. Hier ist es wichtig im Dialog interessenorientiert gemeinsam zu arbeiten. Oft wenden sich auch junge Menschen mit Bitten an uns, welche wir in die Verwaltungen der Stadt tragen sollten - beispielsweise wenn es um Freizeitangebote in und um Saarlouis geht. Auch Probleme welche wir vor Ort erkennen, werden von uns gemeinsam mit der städtischen Verwaltung, Kooperationspartnern und Einrichtungen besprochen.
Gewähren Sie uns mal einen kleinen Einblick in Ihren Arbeitsalltag als Streetworker. Was machen sie so?
Wir orientieren uns an den Zeiten der Jugendlichen. Das bedeutet, dass wir uns in den Nachmittagen und am frühen Abend im öffentlichen Raum aufhalten und Treffpunkte aufsuchen. Auch wenn wenig los ist, sind wir in Saarlouis unterwegs. Von uns aus werden die Innenstadt und die Stadtteile betreut. Feste Tourenpläne gibt es nicht - wir passen unsere Arbeit an die Gegebenheiten an. An Freitagen und bei Events, wie beispielsweise der Emmes - oder in diesem Jahr auch die WM-Partys- in der Stadt, verlagern wir unsere Arbeitszeiten auch in den späteren Abendbereich.
Gibt es spezielle Treffpunkte der Jugendlichen in und um Saarlouis und was machen diese dort?
Die Nutzung von Treffpunkten durch junge Menschen hat sich zum Teil stark gewandelt. Jugendliche möchten nicht überwacht werden. Unter anderem aus diesem Grund, wechseln sie öfter im Laufe des Abends ihre Treffpunkte. Die Innenstadt gilt immer noch als ein beliebter Treffpunkt. In kleineren Gruppen geht es den jungen Menschen hauptsächlich um das gemeinsame Abhängen und/oder Party machen.
Ein Jugendlicher wendet sich wegen eines Problems vertrauensvoll an sie. Wie ist die weitere Vorgehensweise?
Jugendliche haben oft das Problem mit Amtsgebäuden. Wir bieten den Jugendlichen an, sich außerhalb der Büroräume zu treffen. Oft berate ich die Hilfesuchenden auch bei einem gemütlichen Spaziergang im Park. Für die Probleme und Anliegen der Jugendlichen haben wir ein offenes Ohr und versuchen mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. Oftmals benötigen sie jedoch nur jemand, der ihnen zuhört und auch mal einen Tipp gibt. Alles geschieht im Vertrauen. Informationen werden nur mit der Zustimmung der Jugendlichen selbst an Dritte weitergeben – genauso wie das hinzuziehen externer Ansprechpartner.
Wie kommt das Angebot Streetwork bei den Jugendlichen in Saarlouis an?
Unser Angebot basiert auf Freiwilligkeit. Durch unsere fast tägliche Präsenz kennt und akzeptiert man uns. Wie eben schon angesprochen, wendet man sich auch wegen Anregungen an uns, mit dem Wunsch diese in der Verwaltung zu kommunizieren. Unsere Zielgruppen bringen sich auch mit kreativen Ideen ein, um die Stadt für Jugendliche attraktiver zu gestalten. Unter anderem die Skater Szene ist hier sehr aktiv. Aber auch private Probleme der Jugendlichen selbst werden an uns herangetragen und besprochen.
Kommen wir zum Ende unseres Interviews. Wenn Sie auf die letzten fast vier Jahre zurücksehen – was hat sich im Bereich der Jugendarbeit vor Ort geändert?
Die Arbeit hat sich im Laufe der letzten Jahre stark verändert. Da unter anderem die Treffpunkte stark wechseln, sind unsere Zielgruppen schwerer auszumachen. Das hat unter anderem damit zu tun, dass sie Kontrollen vermeiden möchten.
Wir danken für das Interview.
Das Interview führte Sven Mohr von der YoungWeb Redaktion mit dem Streetworker der Kreisstadt Saarlouis, Lars Winter. Er ist nach Absprache in seinem Büro in der Friedensstrasse 3-7, 2. Stock, Zimmer 2.09, Telefonisch unter 06831/443-422 oder Mobil: 0152/09035524, per Mail unter lars.winter@saarlouis.de oder bei Facebook unter "Streetwork Kreisstadt Saarlouis", zu erreichen.
Kontakt
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- Sven Mohr
- Nebenamtlicher Redaktionsleiter
- Lokales Bündnis für Familien Saarlouis - Faire Stadt Saarlouis