Mit dem s´Kaufhaus in Saarlouis geht es garantiert bis zum Jahresende weiter
05.05.2014
Von: Brigitta Schneider, Landkreis Saarlouis
„Mit dem s´Kaufhaus in Saarlouis geht es garantiert bis zum Jahresende weiter. Wir setzen uns für seinen Fortbestand und für den Erhalt von Bürgerarbeitsplätzen ein“, bekräftigten Landrat Patrik Lauer, Oberbürgermeister Roland Henz und Udo Blank, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes an der Saar (DWSAAR), in der Pressekonferenz vor Ort im Sozialkaufhaus in der Pavillonstraße 45.
„Berlin muss endlich einsehen, dass man mit dem Auslaufen der Finanzierung erfolgreicher Kleinprojekte vor Ort immer auch ein Stück weit soziale Gerechtigkeit streicht“, sagte Landrat Patrik Lauer.
„Es ist jetzt, mehr denn je, nicht nur eine arbeitsmarktpolitische, sondern auch eine sozial- und gesellschaftspolitische Übernahme von Verantwortung durch den Bund gefordert.
Durch das Projekt „Bürgerarbeit“ haben viele Menschen eine sinnstiftende Beschäftigung in den verschiedensten Bereichen unserer Kommunen gefunden“, so Landrat Lauer weiter. „Ziel des Projektes war es, Langzeitarbeitslose im Rahmen einer begleiteten Beschäftigung zu fördern und ihnen eine langfristige Perspektive zu bieten. Und genau hier zeigt sich die Schwachstelle. Viele Menschen haben sich sehr gut entwickelt, können aber dennoch den Anforderungen des allgemeinen Arbeitsmarktes nicht standhalten. Sie fallen wieder in die Arbeitslosigkeit. Hier sind dauerhafte Ansätze und alternative Beschäftigungsangebote wie das s´Kaufhaus gefordert“, führt Landrat Lauer aus.
Diakoniepfarrer Udo Blank appellierte an die Politik, sich einmal die Situation der betroffenen Menschen vor Augen zu halten. „Gerade wenn sie es geschafft haben, ihre Persönlichkeit zu stabilisieren, werden sie wieder zurückgestoßen, zurück in einen Hartz IV-Alltag ohne Perspektive“. Der Wegfall der Bürgerarbeitsplätze trifft auch das Personal der Träger, gab der Geschäftsführer des DWSAAR zu bedenken.
Bereits seit Beginn des Jahres 2014 lässt der Bund das Förderprogramm „Bürgerarbeit“ sukzessive auslaufen. Wichtige Projekte verschiedener Träger wie des Diakonischen Werkes, der Arbeiterwohlfahrt, Difa, KEB, Arbeiter-Samariter-Bund seien sowohl durch das Auslaufen der Bürgerarbeit als auch durch die Reform der Förderbedingungen des Bundes gefährdet, erläutert Landrat Lauer. Margret Kuhn, Geschäftsführerin des Jobcenters Saarlouis, erklärte die Notwendigkeit des Projektes „Bürgerarbeit“. Die Politik habe einen ersten Schritt getan, nun fehle der zweite.
Der Saarlouiser Oberbürgermeister Roland Henz verwies darauf, dass durch den Verlust der geförderten Arbeitsplätze auch für viele Bürger wichtige Leistungen, die das Sozialkaufhaus in Saarlouis bietet, in Gefahr seien. Er sprach dabei die sozial- und arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Sozialkaufhauses für den Landkreis Saarlouis an und belegte sie mit Zahlen: „30 000 Kunden kamen im letzten Jahr, die Hälfte davon von außerhalb. Mit rund 150 000 Euro hat die Stadt Saarlouis das Projekt in diesem Haushaltsjahr gefördert und der Landkreis hat durch sein Jobcenter Saarlouis über die ursprünglich geplanten 130 000 Euro zusätzliche 40 000 Euro zur Verfügung gestellt. Es müssen Konzepte erhalten werden, die gezeigt haben, dass sie funktionieren“, verlangte Henz. Er, wie auch Landrat Lauer und Diakoniepfarrer Blank, bekräftigten ihr Plädoyer für einen Dritten Arbeitsmarkt.
„Wir wollen dem schrittweisen Sterben der Projekte vor Ort entgegentreten. Wir wollen aber nicht nur Bestehendes erhalten, sondern uns weiterentwickeln. Das Saarland sollte Modellregion für einen Dritten Arbeitsmarkt werden“, lautet die Forderung von Landrat, Oberbürgermeister und Diakoniepfarrer.
Wie Bärbel Heil-Trapp, Abteilungsleiterin Jugendberufshilfe beim DWSAAR erläuterte, wird der Betrieb im Kaufhaus in diesem Jahr noch durch ein Notprogramm mit reduzierten Öffnungszeiten und eingeschränktem Angebot aufrechterhalten. „Für viele Menschen, die aufgrund ihrer persönlichen Lebenslagen von sozialer Isolation bedroht sind, ist das Kaufhaus zudem zu einem wichtigen Ort für soziale Kontakte geworden“, sagte Heil-Trapp. Das gelte es zu erhalten. Seit dem Jahre 2009 biete das Sozialkaufhaus Menschen mit geringem Einkommen zu günstigen Preisen Möbel, Textilien, Geschirr, Bücher, Elektrogeräte aber auch Spielsachen zum Kauf an.
Ab Juni 2011 konnten 46 langzeitarbeitslose Menschen im Sozialkaufhaus eine Beschäftigung mit Qualifizierung und sozialpädagogische Betreuung im Rahmen der durch den Bund geförderten Bürgerarbeit finden. Diese Förderungen laufen nach und nach bis Ende 2014 aus.
Bei den Arbeitsgelegenheiten (sog. Ein-Euro-Jobs) für 2014 war ursprünglich eine Reduzierung von 38 auf 25 Plätze vorgesehen. Durch die zusätzlichen Mittel des Jobcenters können die 38 Arbeitsgelegenheiten erhalten werden und der Stundenumfang von 20 Wochenstunden sogar auf 30 Wochenstunden erhöht werden.
Laut Bärbel Heil-Trapp sind vom Wegfall der Bürgerarbeit und den bisherigen Reduzierungen bei den Arbeitsgelegenheiten auch die zuliefernden Projekte für Möbel- und Gebrauchtwaren-Recycling betroffen. Die seit 1990 bestehende Fahrrad-Service-Station in Saarlouis musste bereits zum 1. April geschlossen werden. Nach der Reduzierung der Öffnungszeiten hat das Sozialkaufhaus jetzt nur noch montags von 9 bis 16 Uhr, dienstags von 9 bis 18 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr und jeden ersten Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr offen. Mittwochs und donnerstags bleibt das Sozialkaufhaus geschlossen.
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