Frauenarmut ist kein Randproblem

04.07.2013

Von: Sven Mohr


Podiumsdiskussion zum Thema Frauenarmut - Ursachen und Wege aus der Armut



Oberbürgermeister Roland Henz wies in seiner Rede auf schon bestehende Projekte und Einrichtungen in Saarlouis hin, die helfen sollen der wachsenden Armut entgegen zu wirken

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Diplom-Sozialwissenschaftlern Petra Erbarth betonte, dass es sich bei der Frauenarmut um ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem handelt – kein Randproblem

Unter der Moderation von Mathias Winters ( Saarbrücker Zeitung ) stellten sich die Politiker den Fragen der Besucher. ( Oliver Luksic (FDP), Petra Perg (SPD), Wolfgang Edinger (SAK), Mathias Winters (SZ), Nadine Schön (CDU), Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen)). (v.l.n.r.)

Um auf das Thema "Frauenarmut" aufmerksam zu machen lud Anfang Juli das Frauennetzwerk des Landkreises und der Kreisstadt Saarlouis zu einer Podiumsdiskussion in das Vereinshaus in Fraulautern ein. Neben einigen Bundes- und Landespolitiker/innen erschienen zahlreiche Besucher/innen um mehr zu diesem Thema zu erfahren und in einer großen Diskussionsrunde Wege aus dieser immer größer werdenden gesellschaftlichen Problematik zu besprechen.

 

Etwa jeder sechste Einwohner in Deutschland galt 2010 als arm oder armutsgefährdet. Nach der EU-Definition wird derjenige als arm oder armutsgefährdet bezeichnet, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung eines Landes zur Verfügung hat. Bei näherer Betrachtung der Betroffenen fällt auf, dass der prozentuale Anteil der Frauen den der Männer übersteigt, besonders im Bereich der Altersarmut. Neben dem wirtschaftlichen Faktor, wirkt sich Armut auch auf das soziale Leben der Betroffenen aus. Diplom-Sozialwissenschaftlerin Petra Erbarth, Diözesanreferentin der Katholischen Frauengemeinsaft Deutschlands in Trier, ging in ihrem Impulsreferat auf einige der Ursachen der Altersarmut bei Frauen ein. Ein wesentlicher Grund sei es, dass es Frauen schwerer als ihre männlichen Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt hätten. Sie bekämen nicht nur weniger Lohn, im Beruf hätten sie auch trotz zum Teil besserer Bildung immer noch schlechtere Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten als Männer. Ein veraltetes Steuersystem öffne Frauen zusätzlich den Anreiz auf Minijobs auszuweichen statt einer Vollbeschäftigung nachzugehen, was sich später im Rentenalter negativ bemerkbar mache. Durch schlechte Verdienstmöglichkeiten sei es vielen Menschen nicht möglich, privat für das Rentenalter abzusichern. Eine mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellte Petra Erbrath als weiteren Armutsgrund da. Die heimische Betreuung der Kinder oder auch die Pflege der älteren Menschen würde hauptsächlich von Frauen übernommen, die jedoch keine gerechte Entlohnung durch den Staat erhielten.

 

Der Vorsitzende der saarländischen Armutskonferenz e.V. (SAK) Wolfang Edlinger unterstrich die Forderung, dass besonders Frauen für viele ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten innerhalb der Gesellschaft und auch in der Familie durch den Staat im Rentenalter in gewisser Weise entlohnt werden sollten. Er forderte die anwesenden Bundes- und Landespolitiker/innen auf, sich dem immer größer werdenden Problem zu stellen. Im Saarland seien seit 2010 80 Prozent der Rentnerinnen auf Staatlichen Hilfen angewiesen - Tendenz steigend.

 

Oberbürgermeister Roland Henz betonte in seiner Rede, dass die Kreisstadt Saarlouis viele Projekte und Einrichtungen ins Leben gerufen habe, um diesem Problem entgegen zu wirken. Er lobte unter anderem das seit 2006 bestehende „Lokale Bündnis für Familie Saarlouis“, welches ein Zusammenschluss von Familien, Unternehmen, Gewerkschaften, Verbänden, Vereinen, Initiativen sowie der Stadt selbst ist. Bei diesem Zusammenschluss gehe es im Wesentlichen darum, aktiv Lösungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu entwerfen, Ideen für eine familienfreundliche Politik zu entwickeln sowie das bürgerliche Engagement zu stärken. Neben Einrichtungen wie dem "Kinder- Jugend und Familienhaus" in der Lisdorfer Straße oder auch dem "Sozialkaufhaus" werde von Seiten der Kommune geholfen, Familien neben einer finanziellen auch soziale Unterstützung zu geben. Durch Beispielsweise den Saarlouiser "Familien- und Sozialpass" werde Menschen jeden Alters versucht zu helfen, an gesellschaftlichen Aktivitäten teilhaben zu können.

 

In der Podiumsdiskussion gingen die anwesenden Bundes- und Landespolitiker/innen auf die zuvor genannten Gründen zur "Armut trotz Arbeit" ein. So wurde unter anderem über Änderungen des Ehegattensplittings, einer Sockelrente oder auch einer Grundrente gesprochen. In der weiterführenden Diskussionsrunde stellen die Politiker/innen den anwesenden Besuchern ihre jeweiligen politischen Vorschläge vor, um Wege aus der Armut zu finden.


 

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