Ernstes Thema unterhaltsam präsentiert: Podiumsdiskussion über alternative Wohnformen war ein voller Erfolg

01.10.2015

Von: Petra Molitor


Ende September fand im vollbesetzen Vereinshaus Fraulautern in einer Kooperation zwischen der Stadt Saarlouis, dem Landkreis Saarlouis, dem Lokalen Bündnis Saarlouis, der Katholischen Familienbildungsstätte, dem Frauennetzwerk und dem Verein für gemeinschaftliches Wohnen FORUM eine Podiumsdiskussion statt. Zum Thema „Alternative Wohnformen – Altersarmut macht erfinderisch“ referierte Dr. Henning Scherf, ehemaliger Bürgermeister der Hansestadt Bremen. Humorvoll und wortgewandt berichtete er von seinen ganz persönlichen WG-Erfahrungen.



Wie aktuell das Thema „Alternative Wohnformen“ ist zeigte sich am großen Besucherandrang im Vereinshaus Fraulautern. Fotos: Petra Molitor

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Dr. Henning Scherf hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, unter anderem „Was im Alter möglich ist“.

Hätte Dr. Henning Scherf nicht eine politische Karriere angestrebt, man hätte ihn sich auch als erfolgreichen Entertainer vorstellen können. Nach der Begrüßung des Publikums durch Oberbürgermeister Roland Henz zog der charismatische Rechtswissenschaftler, 76 Jahre alt, die rund 300 Zuhörer sofort in seinen Bann. Seine Frau, liebevoll „Luischen“ genannt, und er leben seit 28 Jahren in einer Hausgemeinschaft in Bremen. Wie es dazu kam? „Wir waren beide noch nicht 50, da waren unsere Kinder schon ausgezogen und in alle Welt verteilt“, sagte Scherf. Daraufhin stellte sich dem Ehepaar die Frage, wie es jetzt weitergeht. Alleine in dem großen Haus bleiben wollten sie nicht. In großer Runde überlegte man mit Freunden in ähnlicher Situation, ein altes, leer stehendes Haus zu kaufen und zu sanieren. Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile blieben 10 Personen über, die gemeinsam in die Bremer Innenstadt zogen. „Jeder hat seinen eigenen, komplett separaten Wohnbereich, eine Gemeinschaftstoilette werden sie also bei uns nicht finden“, schmunzelte Scherf und gab viele lustige Anekdoten aus dem Mehrgenerationen-Alltag preis. Aber auch schwierige und alle belastende Situationen wie die tödliche Krebserkrankung einer Mitbewohnerin wurden zusammen gemeistert.


Wichtig war den Initiatoren von Anfang an, dass immer jung und alt unter einem Dach zusammenleben. So inspiriere man sich gegenseitig und profitiere voneinander. Das wöchentliche Sonntagsfrühstück ist für Bewohner und Gäste ein Pflichttermin, man arbeitet zusammen im großen Garten, veranstaltet Kochabende und fährt als Gemeinschaft auch gerne in Urlaub. Hatte man ursprünglich zusammen sieben Autos, gibt es heute nur noch eins. Auch dessen Benutzung sorgt für Kommunikation miteinander. Neben zwei Ehepaaren wohnen momentan 6 Singles mit im Haus, darunter ein katholischer Pfarrer.


Nach dem Impuls-Vortrag von Dr. Scherf bat Moderator Mathias Winters von der Saarbrücker Zeitung neben ihm noch weitere Teilnehmer zur Diskussion. Es nahmen teil: OB Roland Henz, der Geschäftsführer der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgesellschaft Saarlouis, Knut Kempeni, die Sprecherin von „Wohnen mittendrin“, Roswitha Fischer und der Landesgeschäftsführer des vdk Saar, Peter Springborn. In Interaktion mit dem Publikum wurden Fragen rund ums Thema beantwortet und vielfältige Aspekte pro und contra beleuchtet. Schlussendlich zeigte sich, dass in Saarlouis großes Interesse an alternativen Wohnformen besteht. Zur Umsetzung solcher Projekte und zum organisierten Austausch mit potentiellen Bewohnern soll in Stadt und Kreis auch in Zukunft weiter eng zusammengearbeitet werden.


 

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