Brückenbauer zwischen verschiedenen Kulturen

08.06.2016

Von: Sven Mohr


Wie aus der Asylantenstatistik der Bundesregierung von 2015 hervor geht, nahm die Bundesrepublik Deutschland im letzten Jahr über eine Million Flüchtlinge auf. Zu einer erfolgreichen Integration können hier lebende Migrantinnen und Migranten als Kulturdolmetscher/innen einen großen Beitrag leisten. Zuletzt wurde in Saarlouis ein solches ehrenamtliches Unterstützungs-angebot der Caritas aus München vorgestellt.



In einer Diskussionsrunde ging Referent Paul Wilson näher auf die einzelnen Fragestellungen der Fortbildungsteilnehmer/innen ein. Fotos: Sven Mohr

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In abschließenden Diskussionsrunden ging Referent Paul Wilson näher auf die einzelnen Fragestellungen der Fortbildungsteilnehmer_innen ein

Um sich in einer unbekannten und fremden Umgebung zurechtzufinden bedarf es großer Anstrengung. Neben einer neuen gesellschaftlichen Umgebung, veränderten Tagesabläufen und  fremder Sprache und Kultur ist es enorm wichtig, schnellstmöglich Hilfe zu erhalten. Am besten ist es, wenn man sich an jemanden wenden kann, der einen ähnlichen Migrationshintergrund hat und so individueller auf einen selbst eingehen kann. Dies führt in der Regel dazu, dass Hemmschwellen leichter überwunden werden können, die Verständigung untereinander effektiver erfolgt und so Betreuungs- oder auch Beratungstermine besser abgewickelt werden können.


Unter dem Motto "Kulturdolmetscher/innen - Ein Modul der Integration" luden zuletzt das Lokale Bündnis für Familie in Saarlouis gemeinsam mit der Katholischen Familienbildungsstätte Saarlouis, der Koordinationsstelle für Fortbildungen der Kreisstadt Saarlouis und der Schnittstelle Flüchtlingsunterstützung zu zwei Fortbildungstagen ein. An beiden Tagen wurde den Mitgliedern des Lokalen Bündnisses für Familie in Saarlouis, den Fachkräften in der Sozialen Arbeit, Helfer/innen, Teilnehmer/innen im Bundesfreiwilligendienst bei freien und öffentlichen Trägern sowie weiteren interessierten Geflüchteten ein Service der Caritas München vorgestellt. 


Mit dem Sozialdienst für Flüchtlinge „ALVENI“ bietet der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. eine Plattform zur direkten Hilfe an. Die Mitarbeiter/innen der Einrichtung versuchen den geflüchteten Menschen dabei zu helfen, das Leben in Deutschland zu bewältigen und eigene Perspektiven zu entwickeln. Dabei werden seit Jahren zusätzlich ehrenamtliche Kulturdolmetscher/innen ausgebildet. Bei ihnen handelt es sich um Migrantinnen und Migranten mit guten Deutschkenntnissen, die Interesse haben anderen in ihrer freien Zeit zu helfen,  zuverlässig und lernbereit sowie in zwei Kulturen zu Hause sind. Koordiniert und gesteuert werden die Einsätze der Kulturdolmetscher/innen von den hauptamtlichen Mitarbeiter/innen der Caritas, was auch die Privatsphäre und Unbefangenheit der Dolmetscher/innen garantieren soll. So ist es verpflichtend, dass Kulturdolmetscher/innen weder ihre Telefonnummer noch ihre Mailadresse oder Postanschrift den zu begleitenden Menschen geben. Die Kontaktaufnahme erfolgt lediglich über die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen des Projektes, die jeden Arbeitseinsatz sowohl im Vorhinein als auch im Nachhinein mit den Kulturdolmetscher/innen reflektieren.  Kulturdolmetscher/innen werden nur an andere Einrichtungen und Institutionen, nicht aber an Privatpersonen vermittelt.


Referent Paul Wilson, selbst Kulturdolmetscher und Integrationsbegleiter der ALVENI und  gebürtig aus dem Togo kennt das afrikanische Land, seine Menschen, seine Sprache und seine Kultur. In München begleitet er Menschen aus Afrika im Alltag und hilft beim sprachlichen und kulturellen dolmetschen. In seinem Vortrag bezeichnete er sich und seine ehrenamtliche Tätigkeit als "Brückenbau zwischen den Kulturen". Im Münchner Modell werden die Brückenbauer bei anschließenden Fortbildungen und Supervisionen ständig geschult. Durch die gemeinsamen Treffen entsteht eine Plattform des Erfahrungsaustausches.


In abschließenden Diskussionsrunden ging Referent Paul Wilson näher auf die einzelnen Fragestellungen der Fortbildungsteilnehmer/innen ein. Durch die positive Resonanz an beiden Tagen wird überlegt, wie man dieses ehrenamtliche Münchener Modell in die Flüchtlingsunterstützung der Kreisstadt Saarlouis aufnehmen könne.


 

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  • Sven Mohr
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    Lokales Bündnis für Familien Saarlouis - Faire Stadt Saarlouis
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