Auf die Pinsel ... fertig, loooos!

02.11.2013

Von: Jana Lepple


Im Museum Haus Ludwig haben Kinder jeden Alters die Chance, ihr schöpferisches Potenzial unter Beweis zu stellen. Die Ausstellung „Victor Fontaine 90“ bietet hierfür die perfekte Voraussetzung. Unter der Leitung von Museumsleiterin Claudia Wiotte-Franz und ihrem Team werden die Kinder durch die Ausstellung geführt. Sie bekommen einen Einblick in das Schaffen des Saarlouiser Künstlers, lernen neue Begriffe passend zur Thematik und dürfen am Ende die gesammelten Eindrücke selbstständig in einem Bastel- und Malprojekt umsetzen.



Einen fantastischen Eindruck gaben die Führungen Anfang Oktober 2013:

 

Die Saarlouiser Grundschulkinder der 1. bis 4. Klasse wurden von Sebastian Steuer, Mona Abdeli und Celina Grasse durch die Ausstellung geführt.

Zunächst bildeten alle einen Sitzkreis auf dem Boden in der untersten Ausstellungsebene, um die Museumsregeln zu besprechen. Dann führte die museumspädagogische Honorarkraft anhand von Eckdaten des Künstlers in die Ausstellung ein und beantwortete erste aufkommende Fragen. Die Kinder interessierte zum Beispiel, wie die „viel zu großen Bilder“ in das Gebäude gekommen waren oder „wo man eigentlich in so einem Haus schläft“ (das Museum war gemeint). 

 

Die Gruppe ging nun durch die einzelnen Räume der Ausstellung. Mit großen Augen sahen sich die Kinder im Museum um. Ihre neugierigen Blicke entdeckten eine Vielfalt an Dingen in den bunten Gemälden von Victor Fontaine, egal, ob ungegenständliche Bilder oder Keramik mit menschlichen Figuren. Die Fantasie der Kinder war grenzenlos. In den geometrischen Formen Fontaines erkannten die Kinder Papageien und Giraffen:

 

„Das sieht aus wie ein Papagei, das soll bestimmt ein Papagei sein.“

 

„Also ich sehe einen Kinderwagen“

 

 „In Bayern war ich mal in einer Höhle, da waren auch solche Strichmännchen an die Wand gemalt.“

 

„Das sind Häuser, auf die man von oben drauf guckt“

 

„Das sieht aus, als ob Silvester wäre“Andere versuchten, die Tusche-Bilder zu beschreiben: „Ein großer Klecks und dann ist das so runtergelaufen.“

 

Trotz der Ermahnung, man solle die Hände vorsichtshalber auf dem Rücken lassen, damit nichts kaputt gehen kann, lockten Fontaines Werke hier und da immer wieder die kleinen Zeigefinger hervor und aus den verschiedenen Ecken des Raumes erklangen leise, jedoch ehrfurchtsvolle Sätze:

„Oh, das ist wunderschön!“

„So ein blau habe ich noch nie gesehen, ich mag blau.“ 

„Coole Kunst“. 

 

Die museumspädagogischen Honorarkräfte machten bei einzelnen Werken halt und regten die Kinder durch Fragestellungen an, sich näher damit auseinanderzusetzen: Was ist dargestellt? Wie ist das Dargestellte angeordnet? Welche Farben kommen vor? Welche Formen? Womit hat der Künstler gearbeitet? 

 

Je nach Altersstufe wurden Begriffe diskutiert, die mit der Maltechnik zu tun hatten oder dem Material gewidmet waren: beispielsweise ‚Kontur‘‚ Keramik‘,  Ölfarbe‘, ‚Lasur‘. Aber auch allgemeine Begriffe wie ‚Atelier‘ oder ‚Signatur‘ wurden erklärt. 

 

Der Rundgang endete mit der Besichtigung jenes Bildes, das Fontaine kurz vor seinem Tod gemalt hatte. Es nennt sich „mashine break“. Die Kinder saßen am Boden und flüsterten sich ihre Gedanken zu dem Bild zu. Das Interesse an diesem Bild schien größer als an den Anderen. Ohne den Titel gelesen zu haben, fragte ein Junge aus der Gruppe: „War Fontaine genauso krank wie die Maschine da?“  

 

Die Kreativität der Kinder wurde angekurbelt, indem sie nun alle selbst zu kleinen Künstlern werden durften. Die Aufgabe bestand darin, ein Kunstwerk „à la Fontaine“ zu kreieren. Das bedeutete, die auf dem Rundgang gesammelten Eindrücke auf persönliche Art und Weise zu Papier zu bringen. 

 

Hierfür gibt es im Museum Haus Ludwig zwei Möglichkeiten: im ersten Obergeschoss ist das sogenannte „Atelier à la Fontaine“. Hier stehen den Kindern Stifte und Papier jeglicher Art zur Verfügung, sowie Scheren und Kleber mit denen sie ihre Ideen umsetzen können. 

 

Die einen arbeiteten ganz still, in Gedanken versunken, während andere laut denkend wild drauf los malten. Obwohl es nicht einfach war, eine Entscheidung zu treffen, welche Farbe wo auf das Blatt gehört oder wie die einzelnen Formen kompositorisch zusammen passen, entstanden viele schöne Collagen. Die meisten Kinder orientierten sich an einem bestimmten Bild oder hatten sich ein gewisses Detail daraus gemerkt. Und wenn sie am Ende ihr eigenes Werk signierten, fühlten sie sich wie ein waschechter Künstler. Zum Abschluss wurden die kleinen Kunstwerke noch gemeinsam besprochen – „In wie fern erinnern uns unsere eigenen Bilder an die Fontaines?“ 

 

Möglichkeit Nummer zwei des kreativen Gestaltens findet in der Malerwerkstatt im Keller des Museumsgebäudes statt. Jedes Kind hat seinen Platz an einem großen Gemeinschaftstisch. Da hier mit feuchten Farben experimentiert wird, darf der Malkittel natürlich nicht fehlen. Wasserfarben, Tusche, Strohalme, Pinsel, Schwämme und Zahnbürsten stehen in großer Zahl in der Mitte des Tisches. Mit kindergerechte Materialien wurde getüftelt und ausprobiert. Auch hier gilt: freies Gestalten aus Erinnerung nach der Führung. 

 

Mitten im Gewusel von weißen Kitteln und lachenden Kinderaugen hörte man die werdenden Künstler überlegen: „Wieviel Wasser brauche ich, damit die Tusche verläuft?“ „Erst der Pinsel oder erst die Zahnbürste? Das ist echt nicht einfach!“ Schon nach einer kleinen Weile erahnte man Formen, die die Kinder vor dem Malen in Fontaines Werken gesehen hatten. 

 

Am Ende wurden die Pinsel ausgewaschen und die feuchten Bilder zum Trocknen ausgelegt. Reichlich erschöpft, aber voller Stolz, schlüpften die kleinen Künstler wieder in ihre Jacken. Die Freude darauf, zu Hause alles erzählen zu können, war ihnen ins Gesicht geschrieben. 

 

Das Museum Haus Ludwig bietet in Kooperation mit der Freien Kunstschule Saarlouis e.V. und der Abteilung Familie und Soziales der Kreisstadt Saarlouis regelmäßig museumspädagogische Programme zu den Museumsausstellungen auf Anfrage mit altersgerechten Führungen und Workshops dieser und anderer Art für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. 


 

Kontakt

  • Ludwig Galerie Saarlouis
    Leitung: Dr. Claudia Wiotte-Franz
    Alte-Brauerei-Straße, Kaserne VI
    66740
    Saarlouis
    Tel: 06831/6989811
    E-Mail

    Öffnungszeiten:
    Di. – Fr.: 10.00 – 13.00 Uhr und 14.00 – 17.00 Uhr
    Sa., So. und an Feiertagen: 14.00 – 17.00 Uhr

    Eintritt frei!

    Führungen und museumspädagogische Angebote nach Vereinbarung in Deutsch, Französisch und Englisch.