Gelebte Nachhaltigkeit seit den 80.er Jahren

 

Die Kinder- und Jugendfarm Saarlouis als zentraler Baustein im Nachhaltigkeitskonzept des Landes.


Die Kinder- und Jugendfarm Saarlouis ist aufgrund ihres Alleinstellungsmerkmales ein zentraler Baustein im Nachhaltigkeitskonzept des Saarlandes. Die Lage, angrenzend an das Naturschutzgebiet Ellbachtal, das zum Teil entlang des namensgebenden Ellbaches verläuft, zeigt die besondere Lage der Kinder- und Jugendfarm.


Gleichsam grenzt die Kinder- und Jugendfarm bzw. liegt an der Grund- und Ganztagsgrundschule Steinrausch sowie die Kinderkrippe Steinrausch, was dem Sozialraum einen entsprechenden Charakter eines Bildungscampus verleiht.

 


Der Blick zurück

 

Im April 1981 lud die Kreisstadt Saarlouis die Elternvertreter der Schulen zur Eröffnung der Ausstellung “Jugendfarmen und Aktivspielplätze” des Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze Stuttgart e.V. ein. Der damalige Bürgermeister Willi Jacob stellte fest, dass Geld für die Gründung eines solchen Platzes in Saarlouis vorhanden wäre, es jedoch an der Elterninitiative mangelte. Schon seit Beginn der Kinder- und Jugendfarm gab es enge Bindungen an die Schulen bzw. den Bildungsbereich.


Im März 1982 wirbt der Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze auf Einladung von Marianne Kohnen mit Infomaterial und Filmvorführungen im JUZ Saarlouis für die Gründung eines solchen Platzes in Saarlouis.


Es folgt die Gründung des Vereins Kinder- und Jugendfarm Saarlouis e.V. mit Marianne Kohnen als erster 1. Vorsitzenden. Die Gemeinnützigkeit wird beantragt.

Im Satzungszweck heißt es seither.
„Der Satzungszweck wird insbesondere verwirklicht durch:
- die Bereitstellung und Unterhaltung eines Abenteuerspielplatzes mit Tierhaltung
- die pädagogische Betreuung der Kinder und Jugendlichen, die den Spielplatz besuchen.“

 

Dem Verein wird im September 1983 von der Kreisstadt Saarlouis das Gelände der ehemaligen Hühnerfarm Heidenz zur Verfügung gestellt. Von Beginn an besteht eine enge Kooperation mit der Kreisstadt Saarlouis.

Es folgt im Jahr 1983 der 1.Tag der offenen Tür mit einem Kinderprogramm.

Wie eng die Verbindungen in die Stadt und Region sind zeigt das soziale Engagement von Einzelpersonen aber auch Firmen. So kann in der Chronik nachgelesen werden, dass das Wohnungsbauunternehmen August Leinen im Februar 1984 den Rohbau für das erste Farmhaus stiftet. Bis heute unterstützen Betriebe und Privatpersonen die Kinder- und Jugendfarm und fördern damit den naturnahen und ökologischen Bildungsansatz.


Auch die öffentliche Hand ist von Anfang an involviert. So überreichte die damalige Ministerin Dr. Rosemarie Scheuerlen 37.000 DM zum Innenausbau des Hauses. Mittlerweile wurde im Jahr 2013 ein neues Farmhaus errichtet und in Betrieb genommen. Zuvor hatte die Stadt Saarlouis im Jahr 2012 die Gebäude und Anlagen vom Verein wieder übernommen, da dieser sie nicht mehr unterhalten konnte.


Im Juli 1984, so die Chronik, erfolgte das 1. Ferienprogramm unter Leitung von Felix Meyer (Jugendfarmer aus Stuttgart). Die ersten Ziegen Charles & Diana werden im August 1984 von der Jugendfarm Möhringen als erste Vierbeiner auf der Farm gestiftet. Nach und nach werden weitere Tiere gespendet, die die Kinder- und Jugendfarm zu einer Farm werden lassen.


Im August 1984 findet das erste Farmfest auf der Jugendfarm statt. Dieses Jahr feiert das Farmfest somit sein 40. Bestehen.


Im Jahr 1985 erfolgt die erste Personalisierung mit einer hauptamtlichen Kraft.


Im Jahr 1988 wird die Kinder- und Jugendfarm vom Sozialministerium als förderungswürdig anerkannt und kann sich in dieser Periode außer durch Spenden, Mitgliedsbeiträge, Zuschüssen von Stadt und Landkreis auch durch Landesmittel finanzieren. Die hauptamtliche Besetzung bestand zu dieser Zeit aus einer hauptamtlichen Kraft (finanziert vom Landkreis Saarlouis), zwei ABM-Kräften und erstmalig einem Zivildienstleistenden.


Die Kinder- und Jugendfarm war und ist mit ihrem Ansatz der Ökologie, des Natur- und Umweltschutzes in vielfältige Projekte und Prozesse der Stadt Saarlouis, des Landkreises sowie des Saarlandes eingebunden.

 

Exemplarisch kann das Projekt „Agenda 21-mal Jugend im Saarland“ benannt werden. Die Kreisstadt Saarlouis beteiligte sich in der Zeit vom Februar 2001 bis 2003 am landesweiten Modellprojekt „Agenda 21-mal Jugend im Saarland“. Die Kinder- und Jugendfarm war in diesen Prozess involviert.


Das grundlegende Ziel wurde beschrieben: „Kindern und Jugendlichen unabhängig von deren wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen Möglichkeiten zu geben, eine lebendigere Verbindung zu Natur und Umwelt zu pflegen und ihren Sozialisationsprozess zu unterstützen und zu fördern.“


Das Ergebnis der Agenda war die Erarbeitung einer Handreichung, in der u. a. 10 Prüfsteine als Empfehlungen für eine ernst gemeinte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen entwickelt wurden.


Seit dem 19. Juli 2011 ist die Kreisstadt Saarlouis nach der Landeshauptstadt Saarbrücken die zweite „Fairtrade Town“ im Saarland. Der Saarlouiser Stadtrat hatte im Dezember 2009 beschlossen, sich um den Titel zu bewerben. Zur Umsetzung aller notwendigen Maßnahmen hat die Kreisstadt Saarlouis eine eigene Steuerungsgruppe gegründet, die sich aus Vertreter/ innen der Stadt, der Kirchengemeinden, Organisationen usw. zusammensetzt. Sie wachte über die Einhaltung der Wettbewerbskriterien und koordinierte die Aktivitäten zur Erreichung des Titels „Fairtrade Town“. Die Kinder- und Jugendfarm ist seit Beginn in entsprechend beteiligt und eingebunden.

 


Gelebte Nachhaltigkeit seit den 80.er Jahren

Die Kreisstadt Saarlouis unterhält in Zusammenarbeit mit einem Trägerverein im Stadtteil Roden eine Kinder- und Jugendfarm, die einzigartig und weit über die Stadt, den Landkreis und die Region hinaus bekannt und einzigartig ist.


Der Betrieb der Kinder- und Jugendfarm wird aus Mitteln der Kreisstadt Saarlouis, dem Landkreis Saarlouis sowie dem Land (hier aktuell das Umweltministerium) gefördert und mit Mitgliederbeiträgen und Spenden unterstützt.


Grundlegendes Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen unabhängig von deren wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen Möglichkeiten zu geben, eine lebendigere Verbindung zu Natur und Umwelt zu pflegen und ihren Sozialisationsprozess zu unterstützen und zu fördern. Die Kinder- und Jugendfarm ist ein pädagogisch betreuter Abenteuerspielplatz mit Groß- und Kleintierhaltung.


Aktuell verfügt die Kinder- und Jugendfarm über ein Gelände in der Größe von 20.170,50 m².  Diese Fläche, so kann es auf der Homepage nachgelesen werden, gliedert sich in einen Tierbereich, einen Spielplatz inkl. Farmhaus, die Hüttenstadt sowie Weidewiesen. Spezielle Gartenangebote, eine tiergestützte Pädagogik, freies spielen und entfalten, viele verschiedene Angebote und Erlebnisbereiche bereichern die Kinder- und Jugendfarm in ihrer Gänze.


In diesen Erlebnisbereichen bietet die Kinder- und Jugendfarm eine Kinder- und Jugendarbeit mit fester Wochenstruktur, Ferienmaßnahmen, Kooperationen mit Schulen und Kindertagesstätten sowie sozialen Institutionen. Erlebnispädagogik, Angebote für Besuchergruppen, Feste und Veranstaltungen gehören auch zum Programm.


Neben diesem regulären Programm bietet die Kinder- und Jugendfarm spezielle Projekte zu verschiedenen Themen an. Zu diesen Angeboten zählen Basteln mit Naturmaterialien, Reiten, Gewässeruntersuchung, Tierpflege und -fütterung, Gartenbauprojekt und vieles mehr.


Die Nachhaltigkeit erfolgt des Weiteren durch die Arbeit im Gemeinwesen, die Zusammenarbeit mit Schulen, Kindergärten, Vereinen und Verbänden, ehrenamtliche Strukturen.


Es gilt der Grundsatz der Bedürfnis-, Lebenswelt- und Alltagsorientierung, die Befähigung zur Partizipation, der Einblick in Lebenszyklen von Pflanzen und Tieren, das Erkennen von Naturkreisläufen, die elementare Erlebnispädagogik sowie Sinneserfahrungen, der Raum für kindgerechtes Spielen und Erleben, das Erlernen der Übernahme von Verantwortung, der Abbau von Konsumorientierung, die Entwicklung individueller Fertigkeiten und Fähigkeiten sowie das Ermöglichen von Primärerfahrungen.


Die Kreisstadt Saarlouis hat als eine der ersten Kommunen im Saarland einen weitgehenden Beschluss zur Nachhaltigkeit getroffen.


So beschloss der Saarlouiser Stadtrat am 09.02.2023 entsprechend des im Ausschuss für Familie, Soziales, Schule und Sport am 22.11.2022 vorberatenen und einstimmig gefassten Beschlusses ohne Diskussion einstimmig wie folgt:
„Die Verwaltung wird beauftragt, dass der Vorlage beigefügte Konzept „Wir gestalten Zukunft nachhaltig - Soziale Teilhabe und Nachhaltigkeit als Maxime der zukünftigen Entwicklung“ entsprechend umzusetzen. Die Federführung der Umsetzung obliegt der Stabsstelle Sozialplanung. Der Dreiklang „Netzwerke, Orte der Begegnung und Sorge-kreise“ ist unter der Maßgabe der Sozialen Teilhabe und Nachhaltigkeit zukünftig zu berücksichtigen.


Analog sollen grundsätzlich alle Maßnahmen und Projekte unter die Prüfung der Nachhaltigkeit gestellt werden.“


Die Kinder- und Jugendfarm bildet auch hier eine bedeutende Säule im Konzept der Entwicklung hin zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Kommune.

 
Autor: Michael Leinenbach