Steine lassen in Gedanken stolpern

„Stolpersteine“ heißt eine Aktion des Kölner Künstlers Günter Demnig, mit der an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert wird. Nun wurden auch in Saarlouis 12 Steine verlegt, weitere sollen folgen.

 

Mit weniger als 100 Quadratzentimetern ist jeder „Stolperstein“ nicht größer als ein herkömmlicher Pflasterstein. Sie werden ebenerdig verlegt und es ist zunächst die goldfarbene Oberfläche, die Aufmerksamkeit und Neugier im Vorbeigehen weckt. Man bleibt stehen, stolpert quasi in Gedanken und erkennt eine Inschrift. Dahinter verbirgt sich das Schicksal eines oder mehrer Menschen.

 

In Saarlouis wurden jetzt 12 Stolpersteine vor sechs Häusern verlegt, in denen die Gewaltopfer früher wohnten. Vor dem „Haus Cahn“, Kaiser-Friedrich-Ring 31, begann der emotionale Rundgang durch die Innenstadt. Mehr als 100 Anwesende, darunter auch Angehörige, waren dabei, als Günter Demnig hier die ersten vier Steine verlegte. Von dort ging es zu den weiteren Standorten. Insgesamt wurden bereits 28.000 Steine in über 600 europäischen Städten verlegt und fast täglich kommen neue hinzu.

 

Bewegender Film und Diskussion am Vorabend der Aktion

 

„Damit erinnern wir an ein dunkles Kapitel in unserer Geschichte“, sagte Oberbürgermeister Roland Henz. Man darf die Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nicht ruhen lassen. „Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagte Günter Demnig, der am Vorabend der Stolpersteinverlegung im Theater am Ring sein Projekt vorstellte. Zuvor wurde der Film „Musik zum Sterben, Musik zum Leben“ über die in Saarlouis geborene Jüdin Esther Bejarano gezeigt. Die heute 87-jährige hat Ausschwitz überlebt. Sie war aus Hamburg angereist und berichtete den Zuhörern aus dem finsteren Kapitel ihres Lebens, über das sie viele Jahre nicht sprechen konnte. Sie hat all ihre Kraft und ihren Mut aufgebracht und spricht heute vor allem in Schulen über ihre Vergangenheit. „Man muss sich einmischen“, betonte sie.

 

Irrtum mit dem Leben bezahlt

 

In der Aktion eingebunden waren Schülerinnen und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums. Sie recherchierten über die Opfer in Saarlouis, sprachen mit Bewohnern eines Altenheims und trugen während der Steinverlegung die Biografien der Opfer vor. Dabei wurde deutlich, dass viele Betroffene trotz der Schikanen glaubten, es werde alles wieder gut. Ein fataler Irrtum, den sie schließlich mit ihrem Leben bezahlten. In Saarlouis sind über 100 Menschen von den Nationalsozialisten ermordet worden.

 

„Die Aktion basiert auf zwei Säulen, den Initiatoren und den Paten“, erklärte Günter Demnig. In Saarlouis zeichneten das Kulturamt in Kooperation mit dem Adolf-Bender-Zentrum Sankt Wendel verantwortlich. Für 95 Euro kann man eine Patenschaft für einen Stein erwerben, in Saarlouis sind alle verlegten Steine bereits vergeben. In einer Fortsetzung der Aktion kommen aber noch weitere Steine hinzu.

 

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