Es kann wieder geschehen

Am Freitag, 8. April um 9 Uhr werden in Saarlouis die ersten Stolpersteine in Gedenken an einzelne Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verlegt. Der Auftakt erfolgt vor dem Haus Cahn, Kaiser-Friedrich-Ring 31.

 

„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen, darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben“, zitierte Oberbürgermeister Roland Henz den Spruch am Eingang des Holocaust-Denkmals in Berlin. „Das ist auch gleichzeitig die Antwort auf die häufig gestellte Frage, warum wir die Vergangenheit nicht ruhen lassen“, unterstrich Henz in einer Pressekonferenz im Saarlouiser Rathaus. Daher verlegt die Stadt Saarlouis in Kooperation mit dem Adolf-Bender-Zentrum in St. Wendel Stolpersteine des Kölner Künstlers Günter Demnig in Gedenken an Menschen, die unter schlimmsten Umständen ums Leben gekommen sind.

 

In einer ersten Aktion, der weitere folgen sollen, wird man jüdischen Mitbürgern, politisch Verfolgten und Euthanasieopfern gedenken. Die Steine werden vor sechs Häusern in Saarlouis verlegt, in denen die Opfer zuletzt gewohnt hatten und ebenerdig in den Gehweg eingelassen, denn man soll nicht „körperlich“ stolpern, sondern „gedanklich“, indem man stehen bleibt und die Inschrift liest. Zum Lesen der Inschrift muss man sich verbeugen, was bewusst gewollt ist. Es ist eine Verbeugung vor dem Menschen, an den erinnert wird. Für die Steine übernahmen verschiedene Organisationen, Vereine und Angehörige der Opfer eine Patenschaft.

 

Ein Stück Seelenfrieden wiedergegeben

 

Der Großneffe eines der Opfer denen man gedenken wird und der heute in München lebt, wird am Aktionstag nach Saarlouis kommen. In einem persönlichen Brief betonte er, dass man den Angehörigen, die das Schreckliche nie verkraftet hätten, auf diese Weise ein Stück Seelenfrieden wiedergebe. Oberbürgermeister Roland Henz bedankte sich bei Walter Birk und Dr. Claudia Wiotte-Franz vom städtischen Kulturamt, die die Aktion in Saarlouis gemeinsam mit Willi Portz vom Adolf-Bender-Zentrum in St. Wendel angekurbelt haben. Nachdem der Kölner Künstler und Initiator des Memorial-Projektes Günter Demnig der Verlegung von Stolpersteinen in Saarlouis zugestimmt hatte, gründete man einen „runden Tisch“, an dem sich rund 70 Interessierte beteiligten.

 

Besonderes Engagement des MPG

 

„Von Anfang an war klar, dass die Bürgerinnen und Bürger die Aktion tragen sollten“, erklärte Kulturamtsleiter Walter Birk. Besonders hervorzuheben sei das Engagement des Max-Planck-Gymnasiums. Unter Leitung des Schulleiters Dr. Jürgen Hannig und der Geschichtslehrerin Magda Spurk wurde eine Projektgruppe gegründet, die zusammen mit Susanne Schmitt vom Adolf-Bender-Zentrum die Opfer-Biografien erarbeitete, Zeitzeugen befragte und Daten für eine Publikation zusammentrug. Die Schülerinnen und Schüler werden das Projekt auch filmisch begleiten.

 

Filmabend am 7. April und Gottesdienst am 8. April

 

Am Donnerstag, 7. April um 20 Uhr wird der Günter Demnig im Theater am Ring die von ihm 1997 ins Leben gerufene Aktion erläutern. Mittlerweile wurden an 28.000 Standorten in rund 500 Städten Europas Stolpersteine verlegt. Weiter wird an diesem Abend der Film „Musik zum Sterben, Musik zum Leben“ über die in Saarlouis geborene Esther Bejarano geb. Loewy gezeigt. Sie hatte den Holocaust nur überlebt, weil sie im Mädchenorchester von Ausschwitz Akkordeon spielte. Sie wird an der Veranstaltung teilnehmen und aus ihrem Leben erzählen. Am Freitag, 8. April um 19 Uhr findet in der Pfarrkirche St. Ludwig ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt, der vom Max-Planck-Gymnasium und den Technisch-Gewerblichen und Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrum gestaltet wird.

 

 

Standorte - Gedenken an die Opfer

 

Kaiser-Friedrich-Ring 31 - Leo Cahn, Emilie „Julie“ Cahn geb. Fribourg, Leonie Cahn geb. Fribourg und Dr. Ludwig Wolf

 

Prof.-Notton-Str. 13 - Hans Meyer, Martha Rosa Meyer geb. Hanau und Helga Johanna Meyer

 

Sonnenstr. 11 - Peter und Nikolaus Berger

 

Silberherzstr. 3 - Fritz Ellmer

 

Schwarzochsenstr. - Marlies Löb

 

Provinzialstr. 88 - Josef Keil

Autor: Sabine Schmitt

 

Ansprechpartner für das Lokale Bündnis für Familie Saarlouis

Stabsstelle Sozialplanung

Michael Leinenbach

"Haus Koch" Grüne Baum Str. 2

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