Antrag auf Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Esther Bejarano

Der Frauenbeirat beantragt, Esther Bejarano angesichts ihrer Lebensleistung die Ehrenbürgerschaft zu verleihen.Es wäre eine schöne Geste, die Verleihung der Ehrenbürgerschaft anlässlich ihres 90. Geburtstages (15.12.2014) vorzunehmen.


Esther Bejerano wurde am 15. Dezember 1924 in Saarlouis als Tochter des Oberkantors Loewy geboren und wohnte in der Altstadt. Ein ausführlicher Lebenslauf ist der Vorlage beigefügt.


Der Frauenbeirat bittet die Verwaltung, den Antrag auf Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Esther Bejarano an die entsprechenden Gremien weiter zu leiten. 

 

 

Esther Bejarano

(* 15. Dezember 1924 in Saarlouis als Esther Loewy) 

 

 Esther Bejarano wurde als Tochter des Oberkantors in Saarlouis geboren und Wohnte in der Altstadt in Saarlouis. 1926 zog die Familie nach Saarbrücken. Der Vater weckte das Interesse seiner Tochter für Musik, und Esther erlernte das Klavierspiel. 1936 zug sie mit ihrer Familie nach Ulm. Esther begann in der Nähe von Ulm im jüdischen Landschulheim Herrlingen zu lernen. Als 15-Jährige musste sie sich von ihren Eltern trennen, um sich in der Nähe von Berlin auf Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Doch daraus wurde zunächst nichts.

 

1941 wurde sie ins Zwangsarbeitslager Neuendorf bei Fürstenwalde/Spree verbracht. Dort leistete sie zwei Jahre Zwangsarbeit in einer Fürstenwalder Gärtnerei. Am 20. April 1943 wurden alle Insassen des Arbeitslagers mit weiteren über 1000 jüdischen Menschen aus dem Berliner Sammellager in der Großen Hamburger Straße mit Viehwaggons nach Auschwitz deportiert. Hier musste sie in einem Arbeitskommando Steine schleppen, bis sie sich zu dem neu aufgestellten Mädchenorchester von Auschwitz meldete. Hier spielte sie Akkordeon. Das Orchester hatte die Aufgabe, zum täglichen Marsch der Arbeitskolonnen durch das Lagertor aufzuspielen. Sie überlebte Auschwitz auf diese Art und wurde ins KZ Ravensbrück verbracht. Auf einem Todesmarsch 1945 konnte sie fliehen.

 

Sie lebte danach einige Monate mit etwa 70 anderen KZ-Überlebenden, darunter auch Sylvia Wagenberg, einem weiteren Mitglied des Mädchenorchesters von Auschwitz, auf dem Gehringshof bei Fulda, der von seinen Bewohnern „Kibbuz Buchenwald“ genannt wurde und wo sie sich auf die Auswanderung nach Israel vorbereiteten. Sie wanderte nach Palästina aus und kehrte 15 Jahre später nach Deutschland zurück. Gemeinsam mit Tochter Edna und Sohn Joram gründete sie Anfang der 1980er Jahre die Gruppe Coincidence mit Liedern aus dem Ghetto und jüdischen sowie antifaschistischen Liedern.

 

Esther Bejarano lebt heute in Hamburg.

 

Sie ist Mitbegründerin und Vorsitzende des Auschwitzkomitees, Ehrenvorsitzende Der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) und Trägerin der Carl-von-Ossietzky-Medaille. Anlässlich ihres 70. Geburtstages wurde sie 1994 vom Senat der Freien Hansestadt Hamburg mit der Biermann-Ratjen-Medaille für ihre künstlerischen Verdienste um die Stadt Hamburg geehrt.

 

Im Oktober 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse geehrt. In der Begründung heißt es „Viele ihrer Familienangehörigen wurden von den National-Sozialisten ermordet. Sie überlebte, weil sie im KZ Auschwitz Aufnahme in das Mädchenorchester fand und später im Frauen-KZ Ravensbrück Zwangsarbeit Leistete. Es ist ihr ein wichtiges Anliegen, besonders junge Menschen über den Nazi-Terror und den Rechtsextremismus aufzuklären.“

 

Im Juni 2009 wurde das gemeinsame Album Per La Vita (Für das Leben) von Esther,Edna sowie Joram Bejarano und Microphone Mafia veröffentlicht. Die Tochter EdnaBejarano war zu Anfang der 1970er Jahre Sängerin der deutschen Rockgruppe The Rattles. 2010 wurde Esther Bejarano für ihr antifaschistisches Engagement mit der Herbert-Wehner-Medaille der Gewerkschaft ver.di Hamburg ausgezeichnet. Anlässlich des Internationalen Frauentags 2012 verlieh ihr die Partei Die Linke den Clara-Zetkin-

Frauenpreis für ihr Lebenswerk.

 

Am 26. April 2012 erhielt sie das Große Bundesverdienstkreuz.

 

2013 wurde sie von der Stiftung Ethik & Ökonomie mit dem Blue Planet Award ausgezeichnet.

 

Esther Bejarano hat in den vergangenen Jahren immer wieder ihre Geburtsstadt besucht.

 

Zuletzt war sie im Rahmen der Verlegung der ersten Saarlouiser Stolpersteine im April 2011 in Saarlouis und hat auch an der Veranstaltung mit Gunter Demnig teilgenommen.

 

Im Sommer 2012 besuchte Esther Bejerano den Oberbürgermeister Roland Henz.

 

Am 27. Januar 2013 nahm sie zusammen mit der Band Microfon Mafia am Holocaustgedenktag in Saarbrücken „Neue Bremm“ teil.

 

Ansprechpartner

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Käthe Schmitt, Sprecherin