Kuratorin Dr. Claudia Wiotte-Franz, Leiterin Ludwig Galerie Saarlouis

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kinder, Jugendliche, liebe Künstlerinnen und Künstler.

Herzlich willkommen zu unserer Ausstellung „Die Zukunft hat schon begonnen.
Intergenerative Ausstellung zu den 17 UN Nachhaltigkeitszielen.“

Nachhaltigkeit und soziale Teilhabe sind auch wichtige Kernaufgaben unserer musealen Arbeit.


Nachhaltiges Handeln ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Ebenso ist Teilhabe der gesamten Gesellschaft an allen kulturellen Bereichen ein wichtiges Ziel.


Diese Thematik ist bereits auch in vielen Museen auf nationaler und internationaler Ebene angekommen. Sie stellen sich der Herausforderung, die Themen Nachhaltigkeit und soziale Teilhabe in den Fokus ihrer Arbeit zu stellen.
Der Deutsche Museumsbund, der im vergangenen Jahr im Saarland und auch hier in der Ludwig Galerie Saarlouis getagt hatte, wird in diesem Jahr auf seiner Jahrestagung im Mai in Osnabrück sich auch der Nachhaltigkeit im Museumssektor widmen. Der Deutsche Museumbund unterstützt somit auch die Museen in ihrem weiteren Handeln.

Blicken wir wieder auf unsere Ausstellung: wie begann alles?


Im Lokalen Bündnis für Familien Saarlouis, in der Fairen Stadt und der Sozialplanung stehen die Themen der Nachhaltigkeit und der sozialen Teilhabe bereits seit langem auf der Agenda.


Die Thematik Nachhaltigkeit bildet in der aktuellen gesellschaftlichen Situation eine immer bedeutendere Rolle. Das bedeutet, dass auch der museale Bereich mit all seinen Aspekten (erforschen, sammeln, bewahren, vermitteln und ausstellen) sich diesem Thema intensiver widmen muss.


Auch die Ludwig Galerie Saarlouis als Kunst- und Kulturort hat nun diese Thematik sich auf ihre Agenda geschrieben.

Die Konzeption der Ausstellung beruht auf dem Beteiligungsgrundsatz. Es ist für die Ludwig Galerie Saarlouis wichtig und bedeutend, dass die ausgestellten Werke innerhalb eines Prozesses entstanden sind, in dem das Thema Nachhaltigkeit einen besonderen leitenden Grundsatz darstellte. Des Weiteren war es uns - der Sozialplanung, dem Lokalen Bündnis für Familie Saarlouis, der Fairen Stadt Saarlouis und der Ludwig Galerie Saarlouis - ein großes Anliegen, dieses Konzept intergenerativ, d.h. dass alle Generationen daran mitwirken konnten, durchzuführen.

Im Frühsommer 2022 wurde das Konzept dazu erarbeitet
Es besteht aus fünf Phasen:


1. Auseinandersetzung mit den Themen und Einbindung von Kitas, Schulen, Sozialen Einrichtungen, Erwachsenenbildung, Behörden, Künstlergruppen, Jugendarbeit uvm.

2. Ausschreibung kurz vor den Sommerferien 2022: Aufruf sich mit dem Thema zu befassen und künstlerisch und kulturell niedrigschwellig auseinanderzusetzen, parallel hat sich Nes (Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V.) angeboten, diese Phase mit Workshops etc. zu begleiten.


Das intergenerative Projekt verfolgte die Zielsetzung, dass jeder/jede, indem er/sie sich mit dieser Thematik auseinandersetzten, sich bewusst mit den 17 UN- Nachhaltigkeitszielen beschäftigte. Der Anspruch des Projektes bezog sich einerseits auf die Inhaltliche Befassung mit der Thematik. Gleichzeitig sollten die dort gewonnenen Erkenntnisse zum Thema Nachhaltigkeit auch in den konkreten künstlerischen Produkten und Ergebnissen des Projektes umgesetzt werden. Voraussetzung war die Verwendung nachhaltiger Produkte sofern möglich, Bewerbungsende war dann der 15. Dezember 2022.

 

3. Eingereicht wurden Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Plastiken, Installationen, Videos, Musikvideos, Trickfilme in der Regel auch mit erläuternden Dokumentationen und Informatione. 


Aus der gesamten Vielfalt der eingereichten Kunstwerke entstand dann im Januar die Ausstellung.


4. Begleitend zur Ausstellung finden Führungen, Workshops, Chat der Welten u.v.m statt, Hinweis auf das museumspädagogische Programm von Nes und LGS, das online veröffentlicht wird.


5. Gestaltung einer digitalen Ausstellung, in der alle eingereichten Kunstwerke sowie weitere Informationen, Dokumentationen und Entstehungsgeschichten hinterlegt sind Die digitale Ausstellung kann auch für Veranstaltung vor Ort in Kitas, Schulen, sozialen Einrichtungen usw. für das museumspädagogische Programm verwendet werden. Dies wird auf den Seiten des Lokalen Bündnisses für Familie Saarlouis präsentiert.

Teilgenommen haben: 11 Einzelkünstlerinnen und Künstler sowie 19 Gruppen und soziale Einrichtungen.


Hierzu zählen Kitas, Schulen (verschiedene Schularten), Jugendarbeit, soziale Einrichtungen wie AWO, Verein für Sozialpsychiatrie, Künstlergruppen.
Wir zeigen nun in den nächsten Monaten in Präsenz über 120 Werke.
Teilgenommen haben ca. 400 Menschen im Alter zwischen 3 und 85 Jahren.
Begleitend Sie mich kurz durch unsere multimediale Ausstellung:

Die Ausstellung gliedert sich in 12 Kapitel.


Beginnen wir bei den 17 UN Nachhaltigkeitszielen: Gemeinsam machen wir uns auf den Weg (durchaus mit einem Fragezeichen versehen), entdecken Sitzhocker, wobei viele dort rätseln können, wie die Nachhaltigkeitsziele im Rodener Dialekt benannt werden.


Ziel 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden z.B. „Egal wo de Bischd, dahämm is et doch am schinschden“, kleine Puppenkisten im Nachbarkabinett können hierbei vielleicht behilflich sein.


Auch musikalisch (mit einem Rap) werden die Nachhaltigkeitsziele hörbar.

Im nächsten Kapitel beschäftigten sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit der weltweiten Armut und/oder soziale Gerechtigkeit. Neben einer großen Installation von Kindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren entdecken Sie hier Fotografien und ein großes Gemälde mit dem Titel „Der gedeckte Tisch“, welches uns an die Inflation vor 100 Jahren erinnert.

Im Kapitel „Stadt“ kann der Besucher/Besucherin sich durchs Betrachten der ausgestellten Collagen und Fotografien auch damit auseinandersetzen: wie wollen wir zukünftig in unseren Städten leben und unsere Städte und Häuser lebens- und naturgerecht gestalten?

Im Mittelpunkt des Kapitels „Mensch und Umwelt“ findet man Installationen, Reliefs, Gemälde, Plakate sowie Fotografien. Als Material wurde in der Regel die Dinge verwendet, die wir tagtäglich entsorgen: Pappe, Dosen, sonstige Abfallprodukte, die tagtäglich anfallen. Aus all diesen Materialien wurden neue Kunstwerke gestaltet und laden uns dazu ein, über das eigene Konsumverhalten nachzudenken und zu diskutieren.

Auch im Kapitel „Technik und Energie“ werden Abfallprodukte verwendet, hier insbesondere elektronische Materialien, die uns vor Augen führen, dass auch diese nur begrenzt verfügbar sind bzw. wie schwierig die Situation in den Ländern ist, wo diese wertvollen Materialien abgebaut werden. Auch hier sind neue Kunstwerke entstanden, in einem eigenen Raum grüßt uns Schrottbot 25, genannt Schrotti.


Insbesondere hier geht der Blick auch auf erneuerbare Energie, wie die beiden Schülerarbeiten zeigen.

Unserem Lebenselixier „Wasser“ haben wir ebenfalls ein weiteres Kapitel gewidmet. In zahlreichen Kunstwerken wird hier vor Augen geführt, was unsere Verschmutzung der Meere mit der Natur anrichtet und wer hier insbesondere drunter zu leiden hat. Sicherlich inspiriert von unserem Seepferdchen, das im letzten Jahr in der Ausstellung „Makrosophie“ zu sehen war, entstanden hier nach einer Collage aus Abfallprodukten serielle Fotografien á la Andy Warhol. Die Naturbelassene Auenlandschaft des Bliesgaues zu verschiedenen Jahreszeiten zeigt uns, auch eine andere Seite auf: wie kann eine Flusslandschaft ohne menschliches Eingreifen aussehen?

Im Kapitel „Diversität“ haben die Schülerinnen und Schüler u.a. die Geschlechtersymbole für Frau und Mann verwendet, um fotografisch oder malerisch sich mit der Thematik der Gleichberechtigung auseinanderzusetzen.
Gemäß einem Zitat von Hedwig Dohm: „Es gibt keine Freiheit der Männer, wenn es nicht eine Freiheit der Frauen gibt.“


Wobei die Jugendlichen nicht nur die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, sondern auch die Gleichberechtigung aller Bereiche der Gesellschaft angesprochen haben möchten:

Eine Fotografie einer Maske erinnert uns im Kapitel „Gesundheit“ an die letzten Jahre der Pandemie. In einem Trickfilm wird anschaulich das Thema der Essenaufbewahrung und somit auch der richtigen Verwendung von Lebensmitteln angesprochen.

Seit gut 78 Jahren leben wir in Deutschland in Frieden. Wie fragil der Frieden aber auch in Europa ist, müssen wir alle seit 11 Monaten auf schmerzliche und tragische Weise miterleben. Daher sind die beiden mittleren Kabinette der Ludwig Galerie dem Thema „Frieden und Zusammenhalt“ gewidmet. An unterschiedlichen Exponaten, ob in Malerei, Fotografie, auf Plakaten die als Grundlage einer großen Fahnenaktion dienten, als Relief oder Skulptur, in all diesen Werken wird deutlich, wie wichtig unserer Menschheit ein friedliches Zusammenleben ist.

Das Leben auf dem Land wird in drei Kabinetten vorgestellt. Beginnend mit einem Dokumentarfilm über einen Garten, Bienen und Hühner, streift der Blick der/des BesuchersIn vom Waldsterben, über goldene Bäume und kleine Baumhäuser hin zum Paradies, bevor der Besucher eintauchen kann in die Welt der kleinen Insekten und Bienen. Gemäß auch hier dem Motto, „De Bliemcher brauchen Biencher on annerschdesrim“.


Eingebettet in die gesamte Ausstellung sind einige Fotografien „Berufe erzählen“, die sich mit nachhaltigen Berufen u.a. Geigenbauern, Schäferin, Wollspinnerin und Schuster beschäftigen.

Der Chat- und Didaktik Raum lädt ein einerseits selbst kreativ tätig zu werden und insbesondere über unseren europäischen Tellerrand zu schauen.


Hier wird die Projektpartnerschaft mit dem  Riruma helping center org - KISII – Kenya (Gründung 2007) vorgestellt.


An bestimmten Terminen, die bekannt gegeben werden, kann mit den Kindern und Betreuern dort gechatet werden.

Ein großes Dankeschön an alle Teilnehmerinnen und an alle, die beim Aufbau mitwirkt haben.


„Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“
(afrikanisches Sprichwort)