Ulrike Dausend, Geschäftsführerin. Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland (NES) e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren,


lieber Herr Staatssekretär Sebastian Thul


lieber Herr Oberbürgermeister Demmer,


liebe Frau Bürgermeisterin Jost,


liebe Frau Dr. Cugini,


Vielen Dank für die Vielfalt der bisherigen Beiträge!


Und vor allem an Sie, liebe Künstlerinnen und Künstler: Vielen Dank für die beeindruckenden Werke zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN!

Ich freue mich auch besonders, in diesem illustren Kreise ein paar Worte aus Sicht des Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland an Sie und an alle Gäste dieser Vernissage zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN richten zu dürfen.


Durch die Verabschiedung der Agenda 2030 und der globalen Nachhaltigkeitsziele im September 2015 auf der UN-Vollversammlung in New York hat sich die Arbeit für all diejenigen tiefgreifend verändert, die sich mit entwicklungspolitischen Themen im Inland wie im Ausland beschäftigen. Und dazu gehören auch wir als entwicklungspolitisches Landesnetzwerk im Saarland, das unter seinem Dach mehr als 40 Organisationen und über 100 engagierte Einzelpersonen vereint und sich v.a. der entwicklungspolitischen Inlands-, d.h. Informations- und Bildungsarbeit, widmet.


Zur Bedeutung der Globalen Nachhaltigkeitsziele möchte ich Ihnen 3 Denkanstöße geben:


1. Mit der expliziten Betonung der Universalität der Agenda 2030 rückte langsam aber mit Nachdruck ins öffentliche Bewusstsein, dass sich entwicklungspolitische Themen nicht auf die ärmsten Länder dieser Welt beschränken lassen.


Gemessen an einer Zukunftsvision der Nachhaltigkeit, bei der Umwelt- und Sozialverträglichkeit in allen politischen, wirtschaftlichen und individuellen Entscheidungen mitgedacht wird, sind alle Länder der Erde und auch die Menschheit als Kollektiv weit entfernt von diesem Ideal. Dies rückt in den Blick, dass in allen Kontinenten, Ländern, Regionen und Kommunen Anstrengungen unternommen werden müssen, um den Pfad einer Nachhaltigen Entwicklung in vielen Handlungsfeldern einzuschlagen. Auch hier: in Europa, in Deutschland, im Saarland und in Saarlouis.  So gesehen sind wir auch hier im Globalen Norden zu „Entwicklungsländern“ geworden, die sich auf das Ziel der Nachhaltigkeit hin entwickeln müssen, wenn wir als Menschheit überleben wollen. Und dies unter hohem Zeitdruck.


Die 17 Nachhaltigkeitsziele geben uns als Gesellschaft und uns als entwicklungspolitischem Netzwerk einen wichtigen Orientierungsrahmen, um neue Pfade einzuschlagen, die aus dem selbst verursachten planetaren Notstand herausführen können.

 


2. Die SDGs regen (mit ihren bunten Kacheln) dazu an, die Ziele nebeneinander zu betrachten, und es wird suggeriert, als könne man sich auf einzelne Ziele beschränken. Wir sollten jedoch vielmehr den systemischen Zusammenhang zwischen diesen Zielen in den Blick nehmen…


… und uns vor Augen führen, dass,  wenn wir beispielsweise über „bezahlbare und saubere Energie“ (Ziel 7) reden, wir immer auch den Abbau oder die Verstetigung von „Ungleichheiten“ (Ziel 10) mitdenken müssen
… oder wenn wir über den Aufbau nachhaltiger Strukturen in den Bereichen „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ (Ziel 9) nachdenken, immer auch den Abbau von Armut (Ziel 1), Gesundheit und Wohlergehen (Ziel 3), Bildung (Ziel 4), Wasser (Ziel 6), Böden (Ziel 15), Energie (Ziel 7), Arbeitsbedingungen (Ziel 8), aber auch nachhaltige Städte und Gemeinden (Ziel 11) oder nachhaltigen Konsum und Produktion (Ziel 12) in den Blick nehmen – um nur einige zu nennen.


Neben dieser systemischen Betrachtungsweise der Ziele untereinander bedarf es einer Reihe von „Kehrtwenden“, wie sie im neuen Bericht an den Club-of-Rome „Earth for all“ formuliert werden. Und zwar in den Bereichen:


(a) Bekämpfung der extremen Armut
(b) Beseitigung eklatanter Ungleichheitsprobleme
(c) Stärkung und Schutz von Frauen (Geschlechtergerechtigkeit)
(d) Durchsetzen einer Ernährungswende, die gleichzeitig das Problem der schwindenden Biodiversität adressiert
(e) Umstellung auf „saubere“ erneuerbare Energien weltweit
Für all dies brauchen wir nicht nur einen Wandel des „wirtschaftlichen Betriebssystems“ und neue Regeln für den Zugang zu Ressourcen (in einem weiten Sinne), sondern auch einen mentalen Wandel, bei dem Mensch und Planet als System zusammengedacht werden – und den wir nur über eine grundlegende Transformation auch des Bildungssystems erreichen.


3. Um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, brauchen wir menschliche Motoren, d.h. über das normale Maß hinausgehend Engagierte – und zwar in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Allem voran in der Politik. Hier braucht es an vielen Stellen einen größeren Mut zum Wandel und zum Beschreiten neuer Wege. Es müssen Hebel gesucht und erkannt werden, mit denen sich große Wirkungen erzielen lassen. Auf Landesebene könnte zum Beispiel der Bereich der sozial-ökologischen und global verantwortlichen Beschaffung oder die Einbeziehung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in alle Bildungsbereiche mit Nachdruck vorangetrieben werden.

Auf kommunaler Ebene müsste der Fokus auf einer nachhaltigen Entwicklung in Städten und Gemeinden liegen – mit entsprechenden Verkehrskonzepten und der Stärkung des sozialen Miteinanders oder der Förderung nachhaltig agierender Unternehmen. In allen Kommunen im Saarland kennen wir – als entwicklungspolitisches Landesnetzwerk – aber auch engagierte Menschen, die sich nicht nur für Verbesserungen in ihrem eigenen Umfeld einsetzen, sondern auch für Verbesserungen der Lebensbedingungen von Menschen im Globalen Süden. Diese konkrete globale Solidarität manifestiert sich häufig in Partnerschaftsprojekten von Schulen, Kommunen, Vereinen oder Unternehmen.

Die „Motoren“ nachhaltiger Entwicklung findet man aber nicht nur dort, sondern auch in Initiativen, Jugendzentren und Hochschulen, in der Kultur und in Verwaltungen: überall gibt es engagierte Menschen, die für einen gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit eintreten. Alle in ihrem jeweiligen lokalen Kontext und in ihrem eigenen Wirkungskreis.

Auch hier in Saarlouis gibt es viele dieser Engagierten und ich freue mich sehr, dass dieses Projekt zu den 17 Nachhaltigkeitszielen in der Ludwig Galerie uns als NES die Möglichkeit eröffnet, mit zwei weiteren hoch aktiven und visionären Menschen zusammenzuarbeiten: mit der Museumsleiterin, Frau Dr. Claudia Wiotte-Franz, und mit Michael Leinenbach von der Stabsstelle Sozialplanung der Stadt Saarlouis.


Beide engagieren sich gemeinsam in den lokalen Bündnissen für Familie in Saarlouis und  unterstützen über Bildung und dieses tolle Kunstprojekt – hier am Lernort Galerie – eine breite Akzeptanz für Nachhaltige Entwicklung. Es ist eine tolle Idee, die Auseinandersetzung mit den 17 Zielen auf kreative und künstlerische Weise anzuregen. Dafür herzlichen Dank an Sie beide.


Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit im Rahmen von Workshops durch unsere Bildungsreferent:innen in den nächsten vier Monaten und bedanken uns auch ganz herzlich bei all jenen, die dies ermöglicht haben!